Die allermeisten Knorpelschäden müssen zunächst nicht operativ behandelt werden. In Abhängigkeit der Intensität und Dauer der Beschwerden kann über Krankengymnastik, Bandagen- oder Tapeversorgung, Belastungsmodifikation und/oder Infiltrationen mit Eigenblut- oder Hyaluron ein Behandlungserfolg erzielt werden.
Die Operationsnotwendigkeit ergibt sich aus dem klinischen Erfolg der initiierten nicht operativen Behandlung oder der medizinischen Überlegung, durch ein frühzeitiges operatives Eingreifen die zunehmende Ausdehnung des Knorpelschadens zu verlangsamen oder aufzuhalten.
OPERATIVE BEHANDLUNGEN
Die Indikation zu einem spezifischen Knorpelersatzverfahren wird in Abhängigkeit von der Schadensgröße, dem Patientenalter und dem Funktionsanspruch des Patienten gestellt. Prinzipiell können diese Operationsverfahren an allen großen Körpergelenken durchgeführt werden.
Neben der Behandlung des Knorpelschadens ist eine exakte Ursachenanalyse von entscheidender Bedeutung. In der ¾ der Fälle können sich Betroffene an keinen ursächlichen Unfall erinnern. Der Knorpelschaden ist in diesen Fälle nicht selten durch eine besondere Risikokonstellation (z.B. Fehllauf der Kniescheibe, O-Bein-Achse o-ä.) verursacht. Diese Begleitfaktoren müssen genau analysiert werden und bei der Behandlung berücksichtigt werden. Ein Außerachtlassen dieser Faktoren ist einer der entscheidenen Gründe für ein unzufriedenstellendes Ergebnis nach einer operativen Behandlung eines Knorpelschadens.
Unabhängig vom gewählten knorpelregenerativen Verfahren muss postoperativ eine Teilbelastung des operierten Beines für mindestens 4 Wochen, meist für 6 Wochen erfolgen. In Abhängigkeit der Lokalisation der Schadensstelle muss teilweise auch die Gelenkbeweglichkeit mithilfe einer speziellen Orthese reglementiert werden. Die meisten Operationen zur Knorpelregeneration können minimal invasiv, zum Teil auch ambulant erfolgen. Die krankengymnastische Übungsbehandlung beginnt unmittelbar nach der Operation und sollte ab der 7. Woche postoperativ im Rahmen einer oftmals ambulant durchzuführenden Reha intensiviert werden.
Patientinnen und Patienten erhalten von uns nach einer operativen Knorpelbehandlung ein individuelles Nachbehandlungsschema. Die funktionelle Rehbilitation Ihres Gelenkes (Muskelkraft, Koordination, Schnelligkeit etc.) sind ein essentieller Therapiebaustein für ein schmerzfreies und gut funktionsfähiges Gelenk. Wir begleiten Sie hierfür auf Wunsch mit einem strukturierten Return-to-Sport-Programm zurück in die Belastung bzw. in den Sport. Auf diese Weise lassen sich oftmals nach knorpelregenerativen Therapien gute bis sehr gute Ergebnisse und auch hohe Rückkehrraten in den Sport erreichen.
MIKROFRACTURIERUNG & ABRASIONSARTHROPLASTIK
Zur Regeneration von Gelenkknorpel stehen unterschiedliche Operationsverfahren zur Verfügung. Das eingesetzte Operationsverfahren wird meist in Abhängigkeit der Schadensausdehnung des Knorpelschadens, der Gelenklokalisation und der Beschwerden ausgewählt.
Die weltweit am häufigsten zum Einsatz kommenden Operationsverfahren sind die Mikrofrakturierung oder die Abrasionsarthroplastik. Gute Operationsergebnisse sind insbesondere bei Knorpelschäden unter 1 cm² Ausdehnung zu erwarten. Bei beiden Operationsverfahren wird der unter dem defekten Knorpel befindliche Knochen angefrischt (angefräst oder angebohrt). Die nachfolgende Blutung aus dem „verletzten“ Knochen bedingt die knorpelige Regeneratbildung, die mehrere Monate andauert. Mehrere Untersuchungen haben für diese Technik eine Unterlegenheit insbesondere bei größeren Defekten gegenüber neueren OP-Verfahren geziegt. Wir wenden die Technik wenn als sogenannte Nanofrakturierung an. Für diese Technik wurde im Vergleich zur klassichen Mikrofrakturierung eine bessere Qualität des entstehenden Regeneratgewebes beschrieben. Insgesamt werden diese OP-Verfahren von uns daher eher zurückhaltend und nur gezielt bei lokal begrenzten, kleinen Knorpelschäden angewendet.
KNORPELTRANSPLANTATION
(OATS, einzeitige oder zweizeitige Chondrozytentransplantation)
Bei Knorpelknochenschäden, die oftmals unfallbedingt entstehen, kann auch eine Knorpelknochentransplantation (OATS) zum Einsatz kommen. Durch Versetzung eines Stanzzylinders mit „Originalgewebe“ aus gering belasteten Gelenkanteilen kann der Defektbereich aufgefüllt werden.
Eine neue und vielversprechende OP Technik ist die einzeitige Knorpeltransplantation (Minced Cartilage, AutoCart). Hier werden aus dem Randbereich des Knorpeldefektes oder aus gering belasteten Gelenkanteilen milimetergroße Knorpelchips entnommen und nach einer mechanischen Zerkleinerung erneut in den Defektbereich eingesetzt. Bei Bedarf werden diese Verfahren intraoperativ mit körpereigenen Wachstumsfaktoren aus dem Blutplasma „beimpft“, um ein Optimum an Knorpelregeneration zu erzielen. Diese anspruchsvolle OP Technik kann in Abhängigkeit der Schadengröße meist minimal-invasiv durchgeführt werden. Erste wissenschaftliche Untersuchungen belegen die Wirksamkeit des Verfahrens.
Eine besondere Expertise besteht in der operativen Behandlung von Knorpelschäden durch die Implantation von gezüchteten Knorpelzellen (zweizeitige autologe Chondrozyten Transplantation, ACT). Bedingt durch die hohen Operationszahlen und die guten Ergebnisse wurde Prof. Varoga zum lokalen Studienleiter für minimal invasive Knorpelzellimplantation (Novocard Inject, TETEC) ernannt. Bei diesem Operationsverfahren werden Knorpelzellen aus einem unbelasteten Anteil des Kniegelenkes entnommen und ca. 4 Wochen in einem zertifizierten Labor (TETEC, Reutlingen) gezüchtet und vermehrt.
In einer zweiten Operation werden dann die vermehrten Knorpelzellen nach ca. 3 Wochen in den Knorpeldefekt eingebracht. Diese OP Methode wird seit Jahrzehnten erfolgreich durchgeführt und zeigt insbesondere bei Knorpeldefektgrößen über 2cm² deutlich überlegende OP Ergebnisse gegenüber den o.g. Knorpelersatzverfahren.
Bei lokal begrenzten, kleineren Knorpelschäden bietet sich der Transfer eines 8-10 mm großen Knorpel-Knochenzylinders an, das sogenannte OATS-Verfahren. Durch Versetzung eines Stanzzylinders mit „Originalgewebe“ aus gering belasteten Gelenkanteilen kann der Defektbereich aufgefüllt werden. Der Zylinder wird hier bei aus einem nicht belasteten Gelenkabschnitt entnommen, sodas durch die Entnahme keine Einschränkungen resultieren. Das OATS-Verfahren zeichnet sich durch sehr gute Ergebnisse bei kleinen Knorpeldefekten aus und eine sehr gute Rückkehrrate zum Sport. Aufgrund der Entnahmenotwendigkeit bleibt das Verfahren begrenzt auf kleine Defekte im Bereich von 1 cm2)
AMIC VERFAHREN
Eine operative Alternative zur Knorpeltransplantation bei mittelgroßen Knorpeldefekten ist das AMIC Verfahren. Im Rahmen einer AMIC Operation wird der Knorpelschaden ausgeschnitten, der freiliegende Knochen angebohrt (Nanofracturierung) und der Defekt mit einer speziellen Kollagenmembran (Chondro-Gide, Geistlich) abgedeckt. Bei Bedarf werden diese Verfahren intraoperativ mit körpereigenen Wachstumsfaktoren aus dem Blutplasma „beimpft“, um ein Optimum an Knorpelregeneration zu erzielen. Die postoperativen Ergebnisse sind der alleinigen Microfracturierung über die Zeit deutlich überlegen. Für das AMIC Verfahren exisitieren über 100 wissenschaftliche Publikationen mit Langzeitbeobachtungen über 20 Jahre. Auch wir sind an der Bewertung und Weiterentwicklung des Verfahrens beteiligt. Gemeinsam mit AMIC-Experten in Deutschland und der Schweiz analysieren wir die eigenen Ergebnisse nach AMIC-Operartionen. Auf diese Weise können wir die eigene Qualität kontrollieren und Innovationen sicher und kontrolliert in die Alltagsversorgung integrieren.
Als zertifiziertes AMIC-Operationszentren in Deutschland wird diese Technik durch Prof. Dr. Varoga und PD Dr. Behrendt häufig minimalinvasiv und arthroskopisch durchgeführt. Die arthroskopische OP Technik wurde von uns bereits mehrfach auf internationalen OP Kursen vorgestellt.
KNORPEL-ZELL-TRANSPLANTATION (ACT)
Aufgrund unser besonderen Verbundenheit zum Knorpel und der Knorpelregeneration haben wir über Jahre eine besondere Expertise im Umgang mit der sogenannten Knorpelzelltransplantation (autologe Chondrozyten Transplantation, ACT) erworben. Diese Verfahren ist aufgrund von zwei notwendigen Operationen etwas “aufwändiger”, zeichnet sich jedoch durch seine besseren Ergebnisse bei größeren Knorpeldefekten aus. Die ACT ist mit Abstrand das am umfangreichsten untersuche OP-Verfahren mit hochqualitativen Studien und Nachbeobachtungen bis zu 20 Jahren. Auch wir haben das Verfahren klinisch und zellbiologsich untersucht und sind mit der Technik und den Indikationen daher in besonderem Maße vertraut.
Bei der ACT erfolgt die operative Behandlung von Knorpelschäden durch die Implantation von gezüchteten Knorpelzellen. Der Zusatz “autolog” heißt in diesem Zusammenhang, dass die Knorpelzellen aus Ihrem eigenen Körper stammen.Bei diesem Operationsverfahren werden Knorpelzellen aus einem unbelasteten Anteil des Kniegelenkes entnommen und ca. 4 Wochen in einem zertifizierten Labor (TETEC, Reutlingen) gezüchtet und vermehrt. Die anfänglichen ca. 3000 Knorpelzellen werden in dieser Zeit auf 10-20 Millionen gesteigert. Die Zellen werden unter streng kontrollierten Hygienestandards aufbereitet und gemeinsam mit einem speziell dafür entwickelten Biomaterial zur Verfügung gestellt. Das hierbei neuartig zur Anwendung kommende Novocart Inject lässt sich arthroskopisch in Form eines Hydrogels applizieren. Die Technik erzielt sehr gute Ergebnisse und wurde auch von uns mit wissenschaftlich untersucht.
In einer zweiten Operation werden dann die vermehrten Knorpelzellen nach ca. 3-4 Wochen in den Knorpeldefekt eingebracht. Diese OP Methode wird seit Jahrzehnten erfolgreich durchgeführt und zeigt insbesondere bei Knorpeldefektgrößen über 2- 3cm² überlegende OP Ergebnisse gegenüber den o.g. anderen Knorpelersatzverfahren.
Einzeitige KNORPEL-TRANSPLANTATION
(MINCED CARTILAGE)
Eine neue und vielversprechende OP Technik ist die einzeitige Knorpeltransplantation (Minced Cartilage, AutoCart). Hier werden aus dem Randbereich des Knorpeldefektes oder aus gering belasteten Gelenkanteilen milimetergroße Knorpelchips entnommen und nach einer mechanischen Zerkleinerung erneut in den Defektbereich eingesetzt. Bei Bedarf werden diese Verfahren intraoperativ mit körpereigenen Wachstumsfaktoren aus dem Blutplasma „beimpft“, um ein Optimum an Knorpelregeneration zu erzielen. Diese anspruchsvolle OP Technik kann in Abhängigkeit der Schadengröße meist minimal-invasiv durchgeführt werden. Erste wissenschaftliche Untersuchungen belegen die Wirksamkeit des Verfahrens. Durch eigene wissenschaftliche Untersuchungen (Journal of Knee Surgery, Sports Traumatology and Arthroscopy 2024) konnte das Verfahren bereits verfeinert werden, sodass in Zukunft insgesamt mit noch höherwertigeren Ergebnissen zu rechnen ist.
CARTILAGE REPAIR CENTER KIEL
Seit Beginn unser beruflichen Tätigkeit steht die konservative und operative Behandlung von Gelenkknorpelschäden im Fokus unserer ärztlichen Tätigkeit.
Herr Professor Dr. Varoga konnte einen Teil seiner ärztlichen Ausbildung in renommierten Zentren der Knorpelchirurgie wie z.B. bei Professor Steinwachs in der Schulthess Klinik Zürich & Professor Neyret in der Universitätsklinik Lyon durchführen.
Herr PD Dr. Behrendt hat sich im Rahmen eines Forschungsstipendiums der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) 18 Monate intensivst mit knorpelregenerativen Verfahren am AO Research Institue in Davos (Schweiz) beschäftigt. Im Rahmen seiner Weiterbildung als Fellow der Deutschen Kniegesellschaft am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und am Universitätsklinikum in Münster hat er diese Erkenntnisse mit klinischen Erfahrungen erweitert.
Wir untersuchen Knorpelschäden mit modernen Methoden und analysieren unsere eigenen Ergebnisse kritisch nach. Die anonymisierten OP-Einzelheiten und Methoden werden unter anderem in das Deutsche Arthroskopieregister und das Deutsche Knorpelregister zur Qualitätssicherung und Innovationförderung eingepflegt. Auf Grundlage unserer hohen Operationsfrequenz und -qualität wurde OC-Kiel als Offizielles Kniezentrum der Deutschen Kniegesellschaft zertifiziert.
Als Mitglieder des Fachkomitees zu Knorpel- und Meniskusverletzungen der Gesellschaft für Arthroskopie und Gelenkchirurgie (AGA) haben Herr Professor Dr. Varoga und PD Dr. Behrendt sich intensivst mit der chirurgischen Knorpeltherapie beschäftigt. Wir erarbeiten mit führenden Knorpelspezialisten europaweite Empfehlungen zur Behandlung von Knorpelschäden, die 2023 im Themenheft der AGA zu Knorpelschäden veröffentlicht wurden.
Durch stetige Stipendien oder Hospitationen bei weltweit renommierten Gelenkkorpel-Experten entwickeln wird unsere Expertise über die Zeit weiter aus. Unsere Gelenkknorpelforschung wurde in der Vergangenheit mehrfach mit hochrangigen wissenschaftlichen Preisen ausgezeichnet.
Zunächst sollte der Knorpelschaden durch eine entsprechend spezialisierte Bildgebung in der Lokalisation und Ausprägung im betroffenen Gelenk bewertet werden.
Individuell wird nachfolgend ein Therapieplan für den Patienten erstellt, wobei ein interdisziplinärer Therapieansatz in einem etablierten Netzwerk verfolgt wird. Neben der Physiotherapie, der Hilfsmittelversorgung, der Ernährungstherapie kommen auch Injektionsbehandlungen mit konzentriertem Eigenblut (ACP) oder künstlicher Gelenkschmiere (Hyaluron) zum Einsatz. Entscheidend bei der Behandlung von Knorpelschäden ist es, nach einer möglichen Ursache des Schadens zu suchen und diesen ggf. gezielt mitzubehandeln, um ein langfristig erfolgreiches Operationsergebnis zu erzielen.
Bei fehlendem Ansprechen auf die konservative Therapie werden ausführlich und für sie verständlich die operativen Therapieoption besprochen. Maßgeblich für den Therapieerfolg ist unser breites Portfolio an operativen Optionen für die Behandlung des Gelenkknorpelschadens und die kritische Operationsempfehlung. Wir decken das gesamte Spektrum der Kniechirurgie ab und können Ihnen auf der Basis der eigenen Erfahrung und wissenschaftlicher Erkenntnisse Ihre optimale Behandlung erläutern.
Auf der Basis jahrelanger Erfahrung kommen sämtliche knorpelregenerative Therapien, von der „einfachen“ Mikrofrakturierung oder Abrasion, über die Membran- augmentierten OP Verfahren (AMIC) bis zur ein- (Minced Cartilage, AutoCart) oder zweizeitigen Knorpeltransplantation (ACT, TETEC) in Frage. Bei Bedarf werden diese Verfahren intraoperativ mit körpereigenen Wachstumsfaktoren „beimpft“ um ein Optimum an Knorpelregeneration zu erzielen.
Durch dieses komplexe und differenzierte Vorgehen wurde über die Zeit ein medizinisches Alleinstellungsmerkmal für die Behandlung von Gelenkknorpelerkrankungen in Norddeutschland aufgebaut.